Zur Person:
Françoise Hardy lebt mit ihrem Mann, dem Sänger und Schauspieler Jacques Dutronc im Zentrum von Paris. Ihr gemeinsamer Sohn Thomas kam 1973 zur Welt. Die Französin, die an der Sorbonne Sprachen studierte, wurde 1962 berühmt, als sie im Fernsehen als Pausenfüller bei einer Rede von Präsident Charles de Gaulle auftrat. Es folgte eine internationale Karriere, bald zählten auch Bob Dylan und Mick Jagger zu ihren Bewunderern. Anfang der Siebziger zog sich Hardy überwiegend ins Privatleben zurück, veröffentlichte aber weiterhin Alben. Das letzte erschien 2000

Fahren Sie in diesem Sommer wie immer nach Korsika?
Ich hasse den Urlaub. Die Hitze da unten, die Wasserknappheit, die Waldbrände. Aber ich fahre wieder auf die Insel - mein Mann und mein Sohn sind so gern dort.

Was würden Sie lieber tun?
In Paris bleiben.

Wie verbringen Sie da den Tag?
Früh aufstehen, ich bin ein Morgenmensch. Dann erledige ich ein paar Dinge am Telefon, gehe ein bisschen einkaufen und höre stundenlang Musik. Abends liege ich um neun Uhr im Bett und gucke fern.

In den sechziger Jahren haben Sie mit Ihren Chansons die Welt begeistert. Welche Musik gefällt Ihnen heute am besten?
Vor drei Jahren hätte ich noch gesagt: Britpop, Gruppen wie Massive Attack oder Blur. Aber jetzt höre ich fast nur noch Klassik, am liebsten Klavierkonzerte, gespielt von Swjatoslaw Richter. Oder von der Argentinierin Martha Argerich, deren genaue Geburtsdaten ich kürzlich erfahren habe - nun bin ich dabei, ihr Horoskop zu erstellen.

In Frankreich ist gerade Ihr Buch "Les Rythmes du Zodiaque" (Die Rhythmen der Sternzeichen) erschienen. Seit wann beschäftigt Sie Astrologie?
Seit ich 18 bin. Mein Gynäkologe hatte mich damals zu einem Astrologen geschickt, und der erzählte mir Dinge über meine Gefühlswelt, die alle stimmten. Als ich später keine Konzerte mehr gab, habe ich mich intensiver damit auseinandergesetzt und einige Kurse besucht.

Bei Elizabeth Teissier?
Nein, bei Jean-Pierre Nicola. Er vertritt nicht wie Madame Teissier eine traditionelle, sondern eine moderne Astrologie.

Wo ist der Unterschied?
Wir legen nicht so viel Wert auf Symbolik und machen auch keine Voraussagen über die Zukunft.

In Ihrem Buch erklären Sie bestimmte Verhaltensweisen von US-Präsident George W. Bush, einem Krebs.
Menschen dieses Sternzeichens wollen meist sich und ihren Clan schützen, zugleich brauchen sie viel Zeit für ihre Entscheidungen. Positiv gespochen hat der Krebs eine gewisse Standfestigkeit; die kann auch in Dickköpfigkeit umschlagen, wenn es zum Beispiel darum geht, Irrtümer einzugestehen. George Bush ist auch dem Löwen nahe - ein Charakter, der sich nicht leicht entmutigen lässt, im Negativen allerdings schnell vereinfacht. Ich denke, wenn der Präsident von der "Achse des Bösen" spricht, ist das eine Vereinfachung, die beinahe an Dummheit grenzt.

Interessiert sich Ihr Mann, der Sänger und Schauspieler Jacques Dutronc, auch für Astrologie?
Nein, er hat nicht mal mein Buch gelesen.

Leben Sie beide in Paris zusammen?
Jeder hat hier in unserem Haus seine eigene Etage. Jacques ist ein sehr unabhängiger Mensch. Ich war es nicht, aber ich bin es geworden.

Werden Sie irgendwann mal wieder ein Konzert geben?
Nein. Ich habe mit 24 aufgehört, da werde ich jetzt doch nicht mit bald 60 und einem kaputten Knie wieder antreten.

Bereiten Sie ein neues Album vor?
Das mache ich dauernd. Nach den Ferien geht es wieder los, ich suche noch Melodien, zu denen ich Texte schreiben kann.

Ihre Chansons sind oft sehr melancholisch. Entspricht das Ihrer eigenen Stimmung?
Ja, unbedingt. Unsere Existenz ist doch so dramatisch. Man verlässt und verliert Menschen, die man liebt. Der Tod ist unausweichlich, das ist fürchterlich. Und die Zeit vergeht viel zu schnell. Die Melancholie sublimiert das menschliche Leid - in Beethovens Fünfter Sinfonie kommt das wunderbar zum Ausdruck.

Interview: Tilman Müller